Meine Behinderung

 

Contergan – unter diesem Namen wurde Anfang der 60-er Jahre die grösste Medikamentenkatastrophe, welche die Menschheit bisher erlebt hat, bekannt. Der Wirkstoff Thalidomid verursachte in während der Schwangerschaft verabreichten Beruhigungsmitteln in weltweit 12'000 Fällen teils gravierende Missbildungen bei Neugeborenen. Meine Mutter bekam damals im Spätsommer 1961 von ihrem Hausarzt ein rezeptpflichtiges Medikament gegen einen starken Husten verschrieben. Das hatte seine ganz besondere Wirkung.

Mit einer schweren Behinderung – ohne Arme und missgebildeten Beinen – zu leben, ist für mich von Geburt an zu einer speziellen Aufgabe geworden. Ich habe dies nie als ein Schicksal betrachtet, das mich gelähmt hat. Vielmehr hat sich in mir der Mut, die Freude und Zuversicht entwickelt, es im Leben erst recht anzupacken. Ja, ich verspüre viel Glück und innere Genugtuung, nicht trotz, sondern mit meiner Behinderung in dieser nicht immer so einfachen Welt mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen.

Das Leben «nur» mit Füssen hat mich trainiert, meinen Körper mit den vorhandenen Fähigkeiten optimal einzusetzen. Selber staune ich heute manchmal, was alles möglich ist. Mit dem Willen und der Beharrlichkeit, etwas auch – auf meine Art – tun zu können, sind mir viel weniger Grenzen gesetzt, als dies manch einer vermuten würde.